Wohnmobil
- Automatische Trittstufe
Warum ?
Mein Womo hat eine 2 stufige elektrische Trittstufe. Man kann auch ohne
sie einsteigen, aber es ist sehr mühsam. Daher wird sie oft
benutzt. Bei Starten des Motors mit ausgefahrener Trittstufe
ertönt ein lautes Signal. Dann muß ich aber erstmal den Gurt
lösen, nach hinten gehen, die Stufe hochfahren und wieder
zurück. Da ich es doch immer wieder mal vergessen habe, wurde mir
das zu blöd.
Wie ist die bestehende Schaltung ?
Der Summer ist in der Nähe des EBL befestigt. Sein Plus hängt
an einem Verteiler am KEY-ON Signal des Ducato (600mA). Sein Minus
liegt an einem grauen Kabel, das unter dem Herd am Boden über eine
Klemme an ein weiteres graues Kabel geht, das an einen Kontakt des
Endschalters der Stufe geht. Der andere Kontakt des Schalters wird
über ein braunes Kabel mit der Masse oben am Bedienschalter der
Stufe verbunden. Der Summer ertönt also, wenn der Schlüssel
in die erste Position gedreht wird und die Stufe unten ist.
Der Tastschalter der Stufe ist mehr oder weniger ein Polwendeschalter.
D.h. im Ruhezustand liegen die Motoranschlüsse beide auf dem
gleichen Pol (Minus), also fließt kein Strom. Jede der Tasten
verbindet nun einen der Motoranschlüsse mit einem anderen Pol
(Plus), sodaß er läuft. Dabei zieht er etwa 5A.
Es gibt keine Endschalter (abgesehen vom oben beschriebenen Schalter,
der aber nichts mit dem Motorstrom zu tun hat). Daher wird der Strom am
Ende auch nicht unterbrochen, sondern steigt auf den Blockierstrom von
etwa 20A an. Die Sicherung im EBL hat 25A.
Relais:
Es gibt eine Automatiklösung, die im wesentlichen aus einem Relais
und einem Elko besteht. Das Relais wird statt des Summers betätigt
und legt wie der AUF Taster einen Motorpol auf Plus. Wenn der
Endschalter betätigt wird, fällt das Relais ab und der Motor
steht.
Der Motor soll nach Erreichen des Endschalters noch einen Moment
weiterlaufen (Nachlauf), damit die Stufe nicht knapp an der
Schaltschwelle stehen bleibt und beim Fahren wieder rausrutscht und
wieder Strom bekommt...
Dazu wird das Relais mit dem Elko noch etwas länger eingeschaltet
gelassen. Der Elko liegt einfach parallel zur Wicklung.
Ein Schaltungsbeispiel und eine Einbauanleitung gab es mal im Netz, leider funktionieren die Links nicht mehr.
Meine Variante:
Ich habe den Summer abgeklemmt und statt dessen eine Sicherung
eingebaut, wodurch ich in der Nähe des Stufenschalters das KEY-ON
liegen habe. Das graue Kabel zum Endstellungssensor mußte ich
nicht
auftrennen, weil es schon unten im Küchenkasten mit Klemmen
verbunden war. Dort und am Schalter würde das Automatikrelais
eingeschleift.
Allerdings gefiel mir die Lösung mit dem Elko nicht besonders.
Außerdem
wurde immer wieder die Frage gestellt, was passiert, wenn gerade jemand
auf der Stufe steht.
Ich hab statt dessen eine etwas intelligentere Elektronik gebaut:
Mittels uController kann diese etwas mehr als das einfache Relais. Zum
einen hat sie einen Piezo Tongeber, der die unterschiedlichen Phasen
mit Tönen anzeigt. Diese Phasen sind:
- 2sek erstmal nur Warnton
- Treppe einfahren, maximal 3sek. Motorlaufzeit
- wenn die Treppe den Sensor betätigt 0,5sek Nachlaufzeit (das
macht sonst der Elko parallel zum Relais)
- die Stufe kann danach auch bei KEY-ON ausgefahren werden, aber es
gibt einen erträglichen Warnton
- falls die Stufe nicht in 3sek einfährt, wird der Motor
abgeschaltet und ein eindringlicher Warnton ertönt für 10sek.
Das Relais muß recht groß sein, da der normale Strom schon
etwas 5A(auf) beträgt. Am Ende läuft der Motor (ohne
Endschalter) in den Anschlag und zieht bis zu 20A !!!
Der Schaltplan entstand mit einem recht einfachen freien Programm und
war mein erster Versuch damit. Leider gibt es noch ein paar Fehler. Die
Out In Bezeichnungen am Spannungsregler sind verkehrt herum. VREG U 5V
ist etwas nach recht verrutscht und bezeichnet den Spannungsregler. Die
antiparallele Diode an der Relaisspule fehlt. Es gab kein Buzzer
Symbol, daher steht dort eine Wechselstromquelle. Die ZD 5,6V
würde ich eher auf 5,1V ändern.
Ich verwende einen ATTiny13 (die Angabe im Schaltplan stimmt nicht, obwohl ein 45er genauso geht),
weil ich dafür ein Entwicklerboard habe
und die Chips gut erhältlich sind. Da die Schaltung sehr einfach
ist, habe ich alles incl. Relais auf einer Lochrasterplatine mit einer
Schraubklemmenleiste untergebracht. Besser wäre es aber, das
Relais extern zu halten und für die Anschlüsse 6,3mm
Flachstecker vorzusehen. Software Github
Ursprünglich war auch ein Programmieranschluß auf der
Platine. Allerdings habe ich den dann aus Platzgründen entfernt.
Ich mußte auch keine Änderungen am Code vornehmen, der
vorher schon getestet war. Der einzige Fehler war ein fehlender
Widerstand (Pull-Up) an der Resetleitung.
Probleme:
Leider fiel der Praxistest nicht so gut aus. Die Stufe fuhr nur kurz
an, dann war der Strom weg. Ich hatte die schwache KEY-ON Leitung mit
dem Stufenstrom belastet. Die 2A Sicherung bei der
Karosserieausbaubuchse in der rechten B-Säule hat schlimmeres
verhindert. Dummerweise findet man diese Infos nicht in den normalen
Unterlagen sondern erst nach längerem Suchen im Netz oder nach
Rückfrage beim Hersteller.
Korrekt würde der alternative Stromkreis über eine starkes
ACC gehen, damit sich nur bei Motor An etwas tun kann. Da KEY-ON zu
schwach ist, nehme ich die normale Stufenversorgung. Man könnte
das noch etwas sicherer machen, indem man sie über ein Relais
führt, das durch KEY-ON oder D+ gesteuert wird.
Lösung:
Für weitere Basteleien habe ich mir über ein Relais eine
stärkere Version des D+/KeyOn Signals verschafft. Trotzdem
hängt
das Trittstufenrelais jetzt direkt an der Stufenversorgung.
Komischerweise war im EBL nur eine 20A Sicherung statt einer 25A (evt.
war da schon mal was und die richtige Sicherung war nicht zur
Hand). Die hat bei den ersten Versuchen ausgelöst. Mit
25A geht es inzwischen recht gut.
Die Elektronik ist in einem kleinen Kästchen unter dem Herd
eingebaut.
Gedanken:
Ich frage mich aber schon, warum die Hersteller so ein Geheimnis um die
Verkabelung ihrer Womos machen. Mit etwas mehr Infos täte man sich
leichter. Außerdem ist das ja wirklich kein Hightec. Mit etwas
Mühe kann jeder die Kabelführung verfolgen. Und mehr als ein
paar Relais findet man normalerweise auch nicht vor.
Erfahrungen:
Die Schaltung funktioniert jetzt seit einigen Jahren klaglos. Die SW wurde nicht mehr geändert.
Änderungen:
Da ich inzwischen alles mit Arduino mache, habe ich die SW entsprechend
geändert. Die Funktion ist gleich wie vorher, aber die genutzten
Funktionen wurden stark umgebaut. Das Binary ist etwas
größer und braucht zumindest einen ATTiny45. Dafür kann
man Zeiten und Frequenzen der Töne freier wählen.
Außerdem ist der Code IMHO wesentlich besser lesbar und klarer.
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